Gedanken zum Blog

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Die digitale Öffentlichkeit ist eine reale Begebenheit, mit der wir als Internet-Nutzer täglich in Kontakt kommen. Doch wie gehen die User mit dieser Realität um? Was ist die digitale Öffentlichkeit überhaupt und wo bleibt da unsere Privatsphäre? Welche Möglichkeiten bietet uns das Netz in dieser Hinsicht und wo lauern die Gefahren?
Folglich kommen neu zu unserem realen Leben auch digitale Aspekte hinzu, die oft unbewusst hingenommen werden. Um das Bewusstsein zu schärfen, müssen aber die Hintergründe begriffen werden.

Um dies zu ermöglichen, versuche ich in einem ersten Teil die Begriffe “digitale Öffentlichkeit“ und „digitale Privatsphäre“ an realen Beispielen zu erläutern. Im Verlauf der Diskussion möchte ich schliesslich die Grenzen und Möglichkeiten erörtern und zum Schluss ein Fazit über die gesamte Thematik ziehen.

coco/25.10.12


Freitag, 12. Oktober 2012

Digitale Öffentlickeit und das Image



Wie wir uns im Netz präsentieren ist im Zeitalter des Web 2.0 schon längst das Mass aller Dinge. Heute gilt das Motto „Image ist alles“ auch für den virtuellen Raum.

Sucht ein Lernender eine Lehrstelle, wird er oder sie heute sprichwörtlich auf Herz und Nieren geprüft. Die Schüler müssen nicht nur Aufnahmeprüfungen und Eignungstest bestehen, wollen sie eine Lehrstelle ergattern, sie werden zunehmend auch von den Firmen über ihre Netz-Tätigkeit geprüft. Dies ist in der heutigen Zeit ein gängiges Verfahren. Hat der Lernende dann die Lehrstelle, muss er besonders auf die Etikette im Netz achten. Denn das vermeintlich private im Internet ist alles andere als privat.

Wegen eines unanständigen Posts wurde eine Schülerin 2011 hart bestraft. Sie hatte sich unanständig über ihre Lehrerin auf Facebook geäussert. Die Folge des unangebrachten Online-Kommentars war der Verlust der noch nicht angetretenen Lehrstelle. Auch dass das Mädchen 750 eingetragene Freunde in ihrem Facebook-Profil hatte missfiel der Lehrfirma. Das Mädchen bezeichnete ihre Aussage als „…humorlosen Jux…“. (Tagesanzeiger, 09.06.2012) (den ganzen Artikel lesen)

Mit diesem Beispiel zeigt sich, das das Netz alles andere als ein privater Raum ist. Die Öffentlichkeit beginnt nicht wie früher erst vor der Haustüre. Im Gegenteil. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten ist es ein Leichtes, die Öffentlichkeit hinter besagte Tür zu holen. Auch in ein Kinderzimmer, wo Äusserungen über die diversen Plattformen der Sozialen Medien gleich öffentlich einsehbar sind. Dies ist die Realität, derer sich viele noch nicht so recht bewusst sind. Denn, was ist die digitale Öffentlichkeit überhaupt? Im Artikel von eDemokratie.ch wird der Begriff etwas genauer betrachtet:

„Sie erlaubt Offenheit und Gleichheit in Bezug auf Zugang, Konsum und Partizipation für alle Nutzer des Webs. Und für die anderen zeichnet sie sich durch einen populistischen Charakter aus. Konsumenten und Bürger verschaffen sich mit schmierigen Anwürfen in der digitalen Öffentlichkeit regelmässig Luft.“ (Schenkel, 2012) (den ganzen Artikel lesen) 

So auch die oben erwähnte Lehrtochter, die ihre Lehrerin kompromittierte. Doch worin liegt der Kern dieser neuen und sehr stark gelebten Öffentlichkeit? Vielleicht ist die vermeintlich vorhandene Anonymität ein Grund. Denn man sitzt im Netz nicht einem physischen Gesprächspartner gegenüber. Das was man ansieht, ist ein Bildschirm, der uns diese falsche Anonymität vorgaukelt und manchen vergessen lässt, dass am andern Ort auch Individuen hinter den Bildschirmen sitzen, welche die geposteten Kommentare lesen. Eben diese Distanz ist mitunter eine der gefährlichen Aspekte der digitalen Öffentlichkeit.

Aber nicht nur Äusserungen können sich in der Realität auswirken, auch Fotos und Videos. Im Grunde wirkt sich alles, was wir von uns ins Netz stellen, auf uns aus. Wir sind nicht mehr „nur“ physisch vorhanden – nein, im Gegenteil – wir spiegeln uns auch digital. Diese beiden „Welten“ unserer selbst gehören zusammen. Dabei unterscheiden sie sich grundlegend. Die physische Welt kann vergessen, die digitale nicht. Hierin liegt der Kern eines modernen Images. Die Imagepflege wird dadurch immer diffiziler. Soviel Reiz die digitale Öffentlichkeit auch auf uns ausüben mag, genau so viel müssen wir in Bezug zum Umgang mit ihr dazulernen.

coco/12.10.2012