In der Diskussion um die Privatsphäre im Internet – die digitale
Privatsphäre – wurde in meinem letzten Blog klar, dass diese lediglich mittels
Datenschutz umgesetzt werden kann. Unter diesem Aspekt würden Pessimisten wohl
sagen, dass es keine digitale Privatsphäre gibt. Das Internet ist reine
Öffentlichkeit.
(Bildquelle: FreeFoto.com)
Die Ansichtsweise ist bei dieser Thematik grundlegend. Nicht
jeder versteht unter Privatsphäre und Öffentlichkeit ganz genau das Gleiche.
Die Realitäten der einzelnen Individuen, aber auch Kulturen trägt massgeblich
zur Wahrnehmung dieser beiden Begriffe bei. Jeff Jarvis hat in einem Interview dazu
einen einleuchtenden Satz geäussert:
„Das Prinzip der
Öffentlichkeit folgt einer Ethik des Teilens und Verbreitens. Privatsphäre
folgt einer Ethik des exklusiven Wissens.“ (zum Interview)
Ein Problem, das sich unserer grundlegenden Auffassung von
Privatsphäre entgegen stellt, ist, dass wir im Internet nicht mehr selbst
entscheiden können was rein privat sein soll. Überall, wo wir uns im Netz
bewegen, sei es nun bei Google, Facebook, etc., hinterlassen wir Daten, die
gespeichert werden und auch gerne mal von den Anbietern genutzt werden. Dies
kann Ängste schüren und aufgrund dieser Tatsachen ist in unseren Breitengraden
ein wahrer Streit um die Öffentlichkeit im Netz entstanden. Die Datenschützer
haben seither viel zu tun.
Als bekannt wurde, dass „Google Street View“ Aufnahmen in
der Schweiz machen will, wurde in meiner Umgebung heftig diskutiert. Zu den
Aufnahmen in Deutschland hatte Jeff Jarvis folgendes gesagt:
„[…] die Häuser waren
ja schon öffentlich! Wir müssen uns an Prinzipien halten. Was öffentlich ist,
muss öffentlich bleiben." (zum Interview)
Viele Ältere Personen in meiner Umgebung hatten im Vergleich zu uns jüngeren Internetnutzern keinen Bezug zu dieser Thematik. Für sie ist dies erschreckend und unangenehm, dass die Möglichkeit im Netz abgebildet zu werden bestehen könnte.
Für mich persönlich macht es eben doch einen Unterschied, ob
ich mich nur der Öffentlichkeit in der Marktgasse in St. Gallen aufhalte, oder
ob ich für Millionen im Netz sichtbar bin. Denn in der realen Welt kann ein
jeder noch für sich entscheiden, wo und wann er sich aufhält. Geht man weiter,
beginnt bereits das Vergessen. Ist man im Netz abgebildet ist man für jedermann
für immer sichtbar. Und dies ist meiner Meinung nach der Punkt, weshalb viele Probleme
mit der vorherrschenden Öffentlichkeit im Internet haben.
Man kann die gesamte Thematik aber auch aus der Perspektive
der Öffentlichkeit betrachten. Meiner Auffassung nach gibt es drei verschiedene
Bereiche der Öffentlichkeit die von den Nutzern im Internet gelebt werden:
- Das bewusste Publizieren im Netz
- Das Nutzen der Sozialen Medien und anderer Medien
- Das Speichern der persönlichen Daten der User
Wir können folglich aktiv an der Öffentlichkeit des Netzes
teilhaben. Viele User publizieren im Netz und benutzen Soziale Netzwerke, sind
sich aber dem dritten Punkt, dem hinterlassen von Daten nicht bewusst. Die drei
oben erwähnten Punkte machen die digitale Öffentlichkeit aus. Die Wahrnehmung
dieser Öffentlichkeit ist von Mensch zu Mensch und Kultur zu Kultur
unterschiedlich. Sie existiert aber dennoch und wir müssen den richtigen Umgang
mit ihr finden.
coco/28.10.2012
coco/28.10.2012