Wie wir uns im Netz präsentieren
ist im Zeitalter des Web 2.0 schon längst das Mass aller Dinge. Heute gilt das
Motto „Image ist alles“ auch für den virtuellen Raum.
Sucht ein Lernender eine
Lehrstelle, wird er oder sie heute sprichwörtlich auf Herz und Nieren geprüft.
Die Schüler müssen nicht nur Aufnahmeprüfungen und Eignungstest bestehen,
wollen sie eine Lehrstelle ergattern, sie werden zunehmend auch von den Firmen
über ihre Netz-Tätigkeit geprüft. Dies ist in der heutigen Zeit ein gängiges
Verfahren. Hat der Lernende dann die Lehrstelle, muss er besonders auf die
Etikette im Netz achten. Denn das vermeintlich private im Internet ist alles
andere als privat.
Wegen eines unanständigen Posts
wurde eine Schülerin 2011 hart bestraft. Sie hatte sich unanständig über ihre
Lehrerin auf Facebook geäussert. Die Folge des unangebrachten Online-Kommentars
war der Verlust der noch nicht angetretenen Lehrstelle. Auch dass das Mädchen
750 eingetragene Freunde in ihrem Facebook-Profil hatte missfiel der Lehrfirma.
Das Mädchen bezeichnete ihre Aussage als „…humorlosen Jux…“. (Tagesanzeiger,
09.06.2012)
(den ganzen Artikel lesen)
Mit diesem Beispiel zeigt sich,
das das Netz alles andere als ein privater Raum ist. Die Öffentlichkeit beginnt
nicht wie früher erst vor der Haustüre. Im Gegenteil. Mit den heutigen
technischen Möglichkeiten ist es ein Leichtes, die Öffentlichkeit hinter
besagte Tür zu holen. Auch in ein Kinderzimmer, wo Äusserungen über die
diversen Plattformen der Sozialen Medien gleich öffentlich einsehbar sind. Dies
ist die Realität, derer sich viele noch nicht so recht bewusst sind. Denn, was
ist die digitale Öffentlichkeit überhaupt? Im Artikel von eDemokratie.ch wird
der Begriff etwas genauer betrachtet:
„Sie erlaubt Offenheit und
Gleichheit in Bezug auf Zugang, Konsum und Partizipation für alle Nutzer des
Webs. Und für die anderen zeichnet sie sich durch einen populistischen
Charakter aus. Konsumenten und Bürger verschaffen sich mit schmierigen Anwürfen
in der digitalen Öffentlichkeit regelmässig Luft.“ (Schenkel, 2012) (den ganzen Artikel lesen)
So auch die oben erwähnte
Lehrtochter, die ihre Lehrerin kompromittierte. Doch worin liegt der Kern
dieser neuen und sehr stark gelebten Öffentlichkeit? Vielleicht ist die
vermeintlich vorhandene Anonymität ein Grund. Denn man sitzt im Netz nicht
einem physischen Gesprächspartner gegenüber. Das was man ansieht, ist ein
Bildschirm, der uns diese falsche Anonymität vorgaukelt und manchen vergessen
lässt, dass am andern Ort auch Individuen hinter den Bildschirmen sitzen,
welche die geposteten Kommentare lesen. Eben diese Distanz ist mitunter eine der
gefährlichen Aspekte der digitalen Öffentlichkeit.
Aber nicht nur Äusserungen können
sich in der Realität auswirken, auch Fotos und Videos. Im Grunde wirkt sich
alles, was wir von uns ins Netz stellen, auf uns aus. Wir sind nicht mehr „nur“
physisch vorhanden – nein, im Gegenteil – wir spiegeln uns auch digital. Diese beiden
„Welten“ unserer selbst gehören zusammen. Dabei unterscheiden sie sich
grundlegend. Die physische Welt kann vergessen, die digitale nicht. Hierin
liegt der Kern eines modernen Images. Die Imagepflege wird dadurch immer
diffiziler. Soviel Reiz die digitale Öffentlichkeit auch auf uns ausüben mag, genau
so viel müssen wir in Bezug zum Umgang mit ihr dazulernen.
coco/12.10.2012